Nach den Schrecken des Zweiten Weltkriegs sehnt sich die deutsche Bevölkerung nach Normalität, Stabilität und einem Neuanfang. Den gibt es, jedoch sieht dieser im Westen ganz anders aus als im Osten. In der Bundesrepublik hält dank Adenauer die Soziale Marktwirtschaft Einzug und verwandelt die BRD wenige Jahre später in ein Wirtschaftswunderland. Der Osten hingegen ist von Planwirtschaft und der Gründung der Stasi geprägt. Aber nicht nur der politische Alltag besteht aus Kontrasten, auch kulturell ist einiges im Umbruch. Vorangetrieben durch die Besatzungsmächte hält die amerikanische Kultur Einzug in Deutschland. Große Autos, Eiscreme, Donuts, Whisky und Shrimps – alles Raritäten, die von den Soldaten offenkundig konsumiert und genossen werden. Im Vergleich zum eher kargen Alltag Anfang der 50er Jahre gleicht dies einem Leben in Saus und Braus.
Die älteren Generationen betrachten die neuen Einflüsse als fremdartige Kultur. Bei der Jugend erfreut sich vor allem die Popkultur zunehmender Beliebtheit. Amerikanische Soldatensender wie American Forces Network (AFN) bringen die Musik von Elvis, Bill Haley oder Doris Day nach Deutschland. Rock 'n' Roll und die als „primitive Arbeitskleidung“ verpönte Jeanshose werden schnell zum Zeichen der Rebellion für eine Generation, die sich nach Aufbruch und Freiheit sehnt. Während sich im Westen nur Eltern, Großeltern und Schulen gegen die Amerikanisierung wehren, greift in der DDR sogar der Staat ein. Er möchte verhindern, dass die Entwicklung über die Grenze schwappt – mit wenig Erfolg.
Nicht zuletzt kollidieren die neuen Idole wie Marilyn Monroe oder Elvis mit den vorherrschenden konservativen Werten der 50er Jahre. Die Familie steht im Mittelpunkt des gesellschaftlichen Lebensund insbesondere im Westen sind traditionelle Rollenbilder noch weit verbreitet. Frauen werden auf ihre Funktion als Hausfrau und Mutter reduziert, während Männer als Haupternährer der Familie gelten.
Neben familiären Verpflichtungen sind gegen Ende des Jahrzehnts in Westdeutschland aber auch gesellschaftliche Ereignisse wie Partys ein wichtiger Bestandteil des Soziallebens. Die Bandbreite der Events ist groß und reicht von entspannten Zusammenkünften mit Früchtebowle bis hin zu exklusiven Empfängen.
Im frischgebügelten dreiteiligen Anzug mit Budapestern oder im engen Kleid mit betonter Taille und weitem Rock à la Grace Kelly werden Gäste mit viel Herzblut und Chic bewirtet. Als Speise wird nicht selten die neueste Kreation des ersten deutschen Fernsehkochs Clemens Wilmenrod gereicht. Mit Hilfe von Obstkonserven und findigen Gewürzkombinationen verwandelt er Standardzutaten in exotische Gerichte. Sein bekanntestes Rezept ist bis heute der Toast Hawaii. Um den Gästen ein stilvolles Erlebnis zu bieten, ist es en vogue, die Getränke in dekorativen Gläsern oder Karaffen zu servieren. Martini, Sidecar und Wodka-Highballs werden aufgrund ihrer Exklusivität gerne serviert.
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