Während „Öko“ noch vor einigen Jahren ein unbeliebter Stempel war, gehört der Einsatz fürs Klima heute einfach zum guten Ton. Wer nicht umweltbewusst handelt, ist raus. Wer nur so tut, erst recht. Denn das Engagement eines Unternehmens für die Umwelt braucht ein wasserdichtes Alibi. Greenwashing war einmal. Heutzutage verlangt der Verbraucher echte Nachhaltigkeit – und macht sie immer mehr zum Kaufgrund. Das nutzen insbesondere kleine, neue Marken, die sich den Klimaschutz groß auf ihre Fahnen schreiben, für sich. Und wer jetzt denkt: „Was kann man in unserer Branche schon tun, außer Verpackungen umzustellen?“, dem sei gesagt: Viel!
Klar, PET-Flaschen mit einem Rezyklatanteil von bis zu 100% sind ein Schritt in Richtung besserer Ökobilanz. Aber was, wenn auch die irgendwann wegfallen? So will z. B. die französische Regierung Einwegverpackungen aus Plastik bis 2040 stufenweise ganz verbieten – inkl. PET-Einwegflaschen.* Hier werden also zukünftig innovative Verpackungslösungen wie die Flasche aus Papier & Co. gefragt sein.
Aber da geht noch mehr! Am besten fängt man dort an, wo jedes Produkt seinen Ursprung hat: bei der Ressourcenbeschaffung. Für alle Obstsaftproduzenten heißt das z. B., so weit wie möglich auf lokalen Anbau zu setzen und den Einsatz von Pestiziden zu verringern. Wo das nicht möglich ist, gilt es, regionale und internationale Nachhaltigkeitsprojekte zu unterstützen. So gibt es z. B. Organisationen, die sich dafür einsetzen, Lebens- und Arbeitsbedingungen kleinbäuerlicher Produzenten sowie soziale und ökologische Aspekte entlang der gesamten Lieferkette zu verbessern.
Ressourcen beschafft? Dann geht’s an die Produktion. Und auch die birgt bei vielen Unternehmen noch großes Optimierungspotenzial in puncto Nachhaltigkeit. Es gibt mittlerweile Maschinen, die wartungsärmer, zuverlässiger und ressourcenschonender arbeiten als konventionelle Produktionssysteme. Sie verbrauchen weniger Wasser und Energie und werden optimal durch effiziente Heiz- und Kühlanlagen ergänzt. Auch die Reduktion von Lebensmittelabfällen im Produktionskreislauf ist Teil eines nachhaltigen Wirtschaftens. Genau wie die Nutzung von E-Staplern auf dem Unternehmensgelände, die mit klimaneutralem Strom fahren, der z. B. aus Wasserkraft gewonnen wird.
Die „Grüne Welle“ greift inzwischen so weit um sich, dass einige Hersteller sogar auf ein komplett klimaneutrales Sortiment abzielen. Das schaffen sie unter anderem durch oben genannte Maßnahmen, aber auch durch die Förderung verschiedener Initiativen, die Bäume pflanzen, um das bei der Produktion angefallene CO2 zu kompensieren und dadurch den ökologischen Fußabdruck zu minimieren. Ja, es ist ein bisschen Arbeit und ja, natürlich ist es auch ein Investment – aber ein lohnendes.
Best practice
Frosch
Die Initiative Frosch setzt sich umfassend für eine umweltschonendere Produktion ein. Nicht nur bei der Herstellung von Frosch-Artikeln achtet das Unternehmen auf den Naturschutz z. B. durch den Einsatz von Tensiden auf Basis von regionalen Pflanzen oder die Nutzung von recycltem Plastik. Die Initiative setzt sich auch auf politischer Ebene dafür ein, das gebrauchtes Plastik als Wertsoff und nicht als Müll wahrgenommen wird und zeigt, dass die Kreislaufführung für Plastik sinnvoll, möglich und nötig ist.
Pfanner
Pfanner möchte Konsument:innen für den fairen Handel sensibilisieren. Das Familienunternehmen ist der weltweit stärkste Partner von FAIRTRADE bei fair gehandelten Fruchtsäften sowohl beim Absatz als auch in der Sortimentstiefe.
Ritter Sport
Das Unternehmen bezieht seit 2018 ausschließlich Kakao der nach den Kriterien der Rainforest Alliance Cocoa und des Fairtrade Kakaoprogramm als nachhaltig zertifiziert ist. Das langfristige Ziel von Ritter Sport ist es die Lebensverhältnisse der Kakaobäuerinnen und Kakaobauern zu verbessern. Um dies zu erreichen unterstützt der Schokoladenhersteller bereits seit einigen Jahrzenten entsprechende Initiativen in den Herkunftsländern.
Neumarkter Lammsbräu
Das Unternehmen produziert seit mehreren Generationen nachhaltige Bio-Getränke. Neben dem ersten Bio-Bier Deutschlands gehören auch Bio-Limonaden und Bio-Mineralwasser zum Sortiment. Der Familienbetrieb setzt sich für die Erhaltung und Schaffung intakter, ökologischer sowie nachhaltiger Lebensräume ein und fördert besondere Projekte mit einem eigenen Nachhaltigkeitspreis.
Rothaus Tannenzäpfle
Die Brauerei setzt auf einen regionale Wirtschaftskreislauf. Durch den Einsatz von Glasmehrwegflaschen und bewusst kurzen Transportwegen arbeitet das Unternehmen nicht nur wirtschaftlich, sondern auch ökologisch sinnvoll. Bei Lieferungen über weite Strecken, z. B. nach Hamburg, werden die Bestellungen gebündelt, um unnötige Transportwege zu vermeiden.
Lactalis
Mit dem Label "Initiative für Weidehaltung" setzt sich Lactalis Holländischer Käse für mehr Tierwohl und nachhaltige Milchproduktion ein. Lactalis verwendet für den Leerdammer Käse ausschließlich die Milch von Kühen, die zwischen Frühling und Herbst ein Minimum von sechs Stunden am Tag und an mindestens 120 Tagen pro Jahr auf niederländischen Weiden grasen. Zudem stammt die Milch ausschließlich von niederländischen Höfen in einem Radius von ca. 50 Kilometern Entfernung zu den Produktionsstätten.
*Quelle: Zentrum für Europäischen Verbraucherschutz e.V., Februar 2020, https://www.cec-zev.eu/de/themen/alltag-in-frankreich/anti-wegwerf-gesetz-infrankreich/