Edler Tropfen, Rebensaft oder auch Sorgenbrecher – Wein hat viele Namen und sorgt vielerorts für gute Stimmung. Nach Bier mit 89 Litern pro Kopf ist Wein mit einem Pro-Kopf-Verbrauch von 19,9 Litern im Jahr die Top 2 der beliebtesten alkoholischen Getränke in Deutschland.* Das macht uns zu einer der weltweit größten Weintrinker-Nationen. Neben dem Konsum in den eigenen vier Wänden oder bei einem guten Essen in der Gastronomie finden immer mehr Vinotheken Anklang bei den Weintrinkern. Einige Händler sind dem Trend gefolgt und integrieren Vinotheken in ihr Angebot. Doch was spricht dafür und was dagegen?
Es gibt verschiedene Formen von Vinotheken, die sich in ihrer Ausrichtung und ihrem Angebot unterscheiden können:
1. Traditionelle Vinothek: ein Fachgeschäft, spezialisiert auf Weinverkauf mit breiter Auswahl.
2. Weinbar mit Verkauf: kombiniert Weinverkauf mit gastronomischem Angebot, inklusive Verkostungsmöglichkeit.
3. Weinhandlung mit Degustationsmöglichkeit: Die Kundschaft kann hier Weine vor der Kaufentscheidung probieren.
4. Vinothek im Supermarkt oder Getränkefachmarkt: bietet als Teil des Marktes eine erweiterte Weinabteilung. Die Integration einer Vinothek in ihren Handel bietet die Chance, die Umsätze zu steigern und weitere Profilierungskategorien zu schaffen. Es lohnt sich, dies zu prüfen und eine Integration in Betracht zu ziehen.
Die Welt des Weins entdecken
Angenommen, Sie sind zu einem schicken Dinner eingeladen und möchten als kleine Aufmerksamkeit einen guten Tropfen mitbringen. Doch leider sind Ihre Kenntnisse über Wein begrenzt und die Frage nach der passenden Flasche für den Anlass bereitet Ihnen Kopfzerbrechen. Oder aber Sie haben eine große Leidenschaft für Wein und lassen sich gerne von neuen Empfehlungen inspirieren. In beiden Fällen wäre es großartig, Unterstützung bei der Auswahl des perfekten Weins zu erhalten. Eine Vinothek bietet genau das: qualifizierte Beratung sowie die Möglichkeit, Weine zu entdecken, zu probieren und zu kaufen. Als spezialisierter Verkaufsraum präsentiert sie eine breite Palette an Weinen unterschiedlicher Sorten, Jahrgänge und Herkunftsregionen. Häufig bietet eine Vinothek auch Veranstaltungen wie Seminare oder Weinabende an, die bestenfalls die Kundenbindung stärken und das Interesse an Wein fördern.
Mit feinen Weinen zum Premium-Markt
Eine Vinothek wertet einen Fachmarkt nicht nur optisch auf, sondern macht aus einem schlichten Verkaufsraum (Point of Sale) einen Ort des Erlebens (Point of Experience). Hier steht nicht allein der Kauf im Mittelpunkt, sondern auch die Entdeckung neuer Geschmacks- und Einkaufserlebnisse in angenehmer Atmosphäre. Neue, intensive Eindrücke beim Einkauf zu ermöglichen, sind für die Zukunft wichtige Eigenschaften eines Fachgeschäfts. Bei guter Inszenierung kann eine Vinothek etwas „Dolce Vita“ versprühen und Sie so von der Konkurrenz abheben. Die (potenzielle) Zielgruppe nimmt den Markt verstärkt als Ort für hochwertige Getränke wahr. So kann das Gesamtimage verbessert und langfristig die Bekanntheit gefördert werden. Im Idealfall baut sich eine neue bzw. erweiterte Stammkundschaft auf, die eine Vinothek wirtschaftlich attraktiv macht.
Wann ist eine Vinothek eine gute Idee? Bevor eine Vinothek errichtet wird, ist es unbedingt notwendig, den Markt gründlich zu untersuchen. Dabei sollten folgende Fragen berücksichtigt werden: Welche Bedürfnisse hat die lokale Bevölkerung? Gibt es eine Nachfrage nach hochwertigen Weinen? Besteht Interesse an Weinverkostungen? Wie sieht die Wettbewerbssituation aus? Anhand dieser Faktoren kann entschieden werden, ob eine Vinothek wirtschaftlich sinnvoll ist. Sprechen die Fakten für die Eröffnung einer Vinothek, kann diese die Kundschaft langfristig enger an den Fachmarkt binden und ihn als Anlaufstelle für Weinliebhaber etablieren. Neben der Wirtschaftlichkeit muss außerdem die Aufteilung der Ladenfläche berücksichtigt werden. Eine Vinothek benötigt Platz, was in den meisten Fällen zur Folge hat, dass andere Sortimente begrenzt werden müssen. Gleichzeitig bietet eine Vinothek auch die Gelegenheit, durch Cross-Selling neue Artikel anzubieten, die das Hauptprodukt ergänzen. Zum Beispiel könnten neben Wein auch passende Snacks, Gläser, Geschenkboxen und ähnliche Produkte angeboten werden. Einerseits können also die beschriebenen Zusatzverkäufe die Einnahmen steigern, andererseits verursacht eine Vinothek zusätzliche Betriebskosten, wie Fachpersonal, Verkostungsmöglichkeiten und potenzielle Events. Es ist daher schwierig, die Auswirkung auf den Gesamtumsatz zu benennen.
Unser Fazit: Zu Vino sag ich nie „No!“
Dem würden sicherlich viele Menschen mit einem Schmunzeln zustimmen. Es ist anzunehmen, dass der Großteil der Kundschaft daran interessiert ist, eine Vinothek im Markt ihres Vertrauens kennenzulernen und ausgewählte Weine zu probieren. Ein Team mit Wein-Expertise könnte sowohl den Ahnungslosen als auch den Weinkennenden zur Seite stehen und Inspiration bieten. Ob eine Vinothek am Ende tatsächlich erfolgreich ist, hängt von der lokalen Nachfrage, der Qualität des Angebots, dem Marketing und der Umsetzung ab, und ist demnach nicht pauschal vorhersehbar. Nichtsdestotrotz macht sie jeden Markt (w)einzigartig!
* Vgl. BSI; Pro-Kopf-Verbrauch von Bier, Wein, Schaumwein und Spirituosen in Deutschland in den Jahren 2008 bis 2022 (in Liter) (16.08.2023).